42. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Lymphologie (DGL) vom 4. bis 6. Oktober in Cottbus

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Phlebologische Kompressionsverbände in Theorie und Praxis

Alte Zöpfe und neue Wege in der Kompressionstherapie

(Cottbus) Vom 4. bis 6. Oktober fand der 42. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Lymphologie (DGL) in der Stadthalle Cottbus statt. Fast 300 Teilnehmer informierten sich in Kursen, Vorträgen und Informationsveranstaltungen über die wissenschaftlichen Entwicklungen und aktuellen Aspekte im Themenbereich Lymphtherapie. Kerstin Protz, Fachexpertin des Medical Data Institute (MDI), erläuterte in einem interaktiven Workshop Grundlagen und aktuelle Entwicklungen in der Kompressionstherapie venenkranker Patienten. In einem anschließenden Praxisteil hatten die Teilnehmer Gelegenheit, ihre Fertigkeiten im Anlegen von phlebologischen Kompressionsverbänden zu überprüfen.

Die 42. Jahrestagung der DGL stand unter dem Motto „Brücken bauen“. Kongresspräsident Dr. Manfred Klare sieht hierin insbesondere die Möglichkeit, den Graben zwischen Forschung und Praxis zu überbrücken. Vor interdisziplinär und interprofessionell zusammengesetztem Publikum erläuterte MDI Fachexpertin Kerstin Protz aktuelle Studien und vermittelte Erkenntnisse zur Versorgung von Menschen mit Ulcus cruris venosum, dem venösen Beingeschwür.
Kompressionstherapie ist eine wichtige Säule in der Behandlung dieser Patienten. „Leider bestehen in der Kenntnis und Anwendung aktueller Materialien und Methoden deutschlandweit Defizite“, so Protz. Die Projektmanagerin Wundforschung vom Uniklinikum Hamburg-Eppendorf forscht zur Kompressionstherapie, deren sachgerechter Anwendung und deren Auswirkungen auf die Lebensqualität dieser Patienten. Die derzeit in Deutschland weit verbreitetste Therapieoption sind die Kurzzugbinden, die in der Entstauungsphase, also zum Abschwellen von Beinödemen, zum Einsatz kommen. Da Studien auf entscheidende Defizite bei der sachgerechten Anlage hinweisen, ist ihr Einsatz allerdings kritisch zu bewerten. „Weder wird zuverlässig ein therapierelevanter Druck erreicht, noch eine fachgerechte Ausführung durchgeführt“, erläuterte Protz. Der Erfolg solcher Kompressionsbandagierungen hängt maßgeblich von der Erfahrung der Anwender und ihrer praktischen Fertigkeiten ab. Eine deutschlandweite Studie mit über 1000 Teilnehmern zeigte auf, dass lediglich 12 % mit einer Kurzzugbindenbandagierung einen therapierelevanten Druck erzeugten.
Eine Alternative zum Einsatz in der Entstauungsphase sind Mehrkomponentensysteme, die seit 18 Jahren in Deutschland verfügbar sind. Es handelt sich um konfektionierte Sets aus Polster-, Kompressions- und kohäsiven Fixierbinden. Die Erstellung einer Kompressionsversorgung mit diesen Systemen erfordert, im Gegensatz zu Kurzzugbinden, keine komplexen Bandagierungstechniken. Protz wies darauf hin, dass Mehrkomponentensysteme leichter anzuwenden sind und sicherer einen therapierelevanten Druck gewährleisten. Einige Produkte nutzen spezielle Dehnungstechniken oder verfügen über visuelle Marker, die zudem die sachgerechte Anlage erleichtern. Im Gegensatz zu Kurzzugbinden handelt es sich um Einmalprodukte. Untersuchungen weisen jedoch darauf hin, dass ihr Einsatz kosteneffektiver ist, da sie schneller zum Entstauungserfolg führen und gleichzeitig weniger Kosten für Wundauflagen anfallen.
Eine moderne Option stellen adaptive Kompressionsbandagen dar. Da der Anlagedruck dieser Systeme über mehrere Klettungen einzustellen ist, werden sie auch als Klett- oder Wrap-Verbände bezeichnet. Ein System bietet derzeit den Vorteil, dass der erzeugte Druck durch eine Messschablone kontrollierbar ist. Zudem ist es im Gegensatz zu Bindenbandagierungen möglich bei Abnahme des Beinumfangs, die Klettungen einfach und individuell nach zu justieren. Patienten, die noch ausreichend beweglich sind oder deren Angehörige sind oft nach einer kurzen Einführung in der Lage, die adaptiven Kompressionsbandagen selbst anlegen. Dies fördert das Selbstmanagement und erhöht die Adhärenz.
Nach einer Einführung zu Grundsätzlichkeiten der Bandagierung hatten die Teilnehmer Gelegenheit alle drei angesprochenen Therapieoptionen - Kurzzugbinden, Mehrkomponentensysteme und adaptive Kompressionsbandagen - zu testen. Zur Kontrolle dienten spezielle Messsonden, die über ein Ablesegerät Aufschluss über die dabei erzielten Druckwerte gaben. Obwohl die meisten Teilnehmer aus ihrem Praxisalltag vor allem mit Kurzzugbinden vertraut waren, erzielten sie deutlich bessere Ergebnisse mit den Mehrkomponentensystemen und den adaptiven Kompressionsbandagen.

Der Praxisworkshop der MDI Fachexpertin Kerstin Protz auf dem 42. Jahreskongress der DGL vermittelte praxisnah Tipps und Tricks sowie „Do`s and Don`ts“ der Kompressionstherapie. Es wurde deutlich, dass es sich für Anwender und Patienten lohnt, zeitgemäße Therapieoptionen zu kennen und anzuwenden.

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